Gesellschaft in der Bushalle

Da bin ich also auf dem Weg nach Schweden und genieße den ruhigen Flug indem ich mir den stimmungsvollen Sonnenuntergang anschaue und dabei Musik höre. Letztlich gibt es vom Flug selbst nicht viel zu berichten, ausgenommen einer neuen Lebenserfahrung! Ich habe Berlin gesehen! Die Gedanken, die mir während dessen in meinem Kopf herumschwirrten, lagen so zwischen: „Schon schön.“, „Schäm dich noch nicht hier gewesen zu sein!“ und „Ja, hier muss ich nochmal hin!“. First of all verkroch ich mich also in meiner imaginären Ecke und verankerte das nächste inländische Reiseziel in meinem Hirn. Berlin ich werde kommen, irgendwann…!

Nach meinem Umstieg in Berlin Tempelhof ging es mit einem nächtlichen Flug weiter nach Gothenborg Landvetter. Dort angekommen ergab sich nach meiner Gepäckabholung und dem Verlassen der Ankunftshalle die erste Situation, bei der ich mir dachte: „Oh oh, das geht ja gut los!“. Ich stellte fest, dass die Schalter an denen man Bargeld umtauschen konnte nicht mehr geöffnet waren, weswegen ich geistesgegenwärtig zu meiner Visa-Karte greifen wollte um die Tauscherei am Automaten abzuschließen. Ich packte also mein Portemonnaie aus und … joa das wars dann auch, weil ich sie nicht auffinden konnte. Allmählich entwickelte sich aufgrund meines geldlosen Daseins in einem fremden Land und der 25,7 km Entfernung zum Bahnhof ein wenig Nervosität. Tatenlosigkeit ist nicht mein Ding, weswegen ich mit trauriger und ratloser Mimik zur Dame am Informationsschalter ging und von meinen Problemen berichtete. Auf die Frage, was ich jetzt tun könne, gab sie mir ein Busticket und wünschte mir viel Glück. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für diese Großzügigkeit.

Ich fuhr also mit dem nächsten Bus Richtung Stadt und stieg am Hauptbahnhof aus. Vorerst planlos schlenderte ich durch die Hallen des Gebäudes und hielt noch einmal Ausschau nach einem Schalter für den Geldaustausch, allerdings hatten auch diese geschlossen und ich musste das Beste aus der Situation machen. Ich begann mit der Umsetzung meines bisherigen Planes und fing an Leute zu fragen, ob sie eine günstige Adresse kennen um zu übernachten. Natürlich bestand meine Absicht darin, kostenlos bei den Befragten unter zu kommen aber ich hatte kein Glück und mir wurde klar, dass alle von wilder Feierei so niedergeschlagen sind, dass sie nur noch nach Hause wollen und versuchten jeglicher Konversation aus dem Weg zu gehen.

Ein neuer Plan musste her! Ich brauchte einen Internet-Zugang um Mattias zu kontaktieren, welcher mir durch die Connection von Alex einen Platz auf der Couch angeboten hat. Ich legte mein Gepäck in der Bushalle ab, über die ich vermutlich noch einmal berichten werde, und machte mich auf die Suche nach kostenfreiem Netzzugang. Auch hier fragte ich mich zunächst durch die Runde und versuchte mich auf einem Smartphone in meinen Gesichtsbuch-Account einzuloggen, was leider aufgrund der fehlenden Geduld der Inhaberin des Geräts misslang. Das böse Facebook verlangte Captcha-Eingaben, bei welchen ich mich mehrmals vertippte. Entweder sind meine Finger zu dick oder ich bin nicht fähig ein solchen Gerät zu bedienen. Jedenfalls habe ich dann auch dies aufgegeben. Blieb noch eine Möglichkeit um nicht jämmerlich, auf der hölzernen Bank inmitten von müden Reisenden und betrunkenen Schweden, zu verkümmern. Ich packte meinen Rechner aus und suchte selbst nach WLAN-Netzen, die ich benutzen konnte. Klar, es war abzusehen, dass es keine kostenfreie Netze gab, weshalb ich mich so langsam auf eine lange Nacht einstellte. Sicherheitshalber suchte ich ein weiteres Mal nach meiner Visa-Karte. Sie war im, für mich ungewohnten und damit, falschen Fach! Haaahje. Ich ohrfeigte mich von rechts und links und begann anschließend mich wieder auf die Situation zu konzentrieren und wählte mich in eines der Netze ein. Schnell dem Matthias ne Nachricht, mit dem Inhalt: „Ich sitze in der Bushalle am Bahnhof!“, hinterlassen und das Beste hoffen!

Nun saß ich da und und war zum Warten verdammt, … ab und zu ein Griff in meine Kekspackung und wieder warten. Mittlerweile hatte ich mich zu anderen deutschen gesetzt, die auf der Durchreise waren und die Nacht in der Halle verbrachten. Sie waren alle müde und man merkte, dass die Lust ein Gespräch aufrecht zu erhalten mit jedem weiteren Satz schwindet. Irgendwann saßen wir nur noch still nebeneinander und schalteten unsere Hirne auf Stand-By, während wir in die Gegend starrten und Menschen beobachteten. Ganz schön öde! Oft jedoch wurde es wieder interessant! Das war meistens dann der Fall, wenn schwedische Damen den Weg durch den Bereich wählten, den ich im Blick hatte. Schön sehen die aus!

Irgendwann kamen zwei aufgedrehte, ja fast freudig rumhüpfende, Schweden um die Ecke und riefen dauernd irgendwas. Ich war voller Neid um die gute Laune nachts um halb 3. Sie entdeckten ein deutsches Buch auf dem Bauch meines schlafenden Bank-Nachbarn und fragten, ob wir ihn kennen und ob sein Name zufällig René sei. Wuuuuuhjaaaa! Sie waren auf der Suche nach mir! In dieser Situation kamen Weihnachten und Ostern zusammen und ich sprang auf. Kurz vorgestellt, es war Mattias ein lockiger Kerl, etwas kleiner als ich mit einer lebendigen Persönlichkeit und sein Kumpel Erik, welcher ebenfalls einen sehr kuhlen Eindruck hinterließ. Ich packte meine sieben Sachen zusammen und sie nahmen mich mit nach draußen. An einer Fahrrad-Ausleih-Station holte Erik, welcher selbst kein Rad brauchte, mir ein Fahrrad und ich fuhr mit Mattias nach Hause. Da es schon spät war fielen wir beide auf direktem Wege ins Bett und auf die Couch und ich war froh so kuhle Kerle kennen gelernt zu haben!

Ich bin voll und ganz optimistisch und freue mich auf eine fette Zeit. DerRene.

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